"Wir brauchen ein Bundesministerium für Migration"

Ein Abend rund um die Migrationsberatung in Erfurt

Migrationsberatung für Erwachsene, Jugendmigrationsdienste, Respekt Coaches, Asylverfahrensberatung - viele Angebote für Migrant*innen in Deutschland leiden sowieso schon unter einer prekären Ausfinanzierung. Nun hat der vor wenigen Wochen veröffentlichte Entwurf zum Bundeshaushalt 2024 diesen Programmen massive monetäre Einschnitte oder, im Falle der Respekt Coaches, sogar die Streichung in Aussicht gestellt. Unter diesem Eindruck hat der AWO Landesverband Thüringen am 29. August seinen Aktionstag Migrationsberatung bei Radio Frei durchgeführt.

Einblicke aus Wissenschaft und Praxis

Zunächst kamen Expert*innen aus Wissenschaft und Praxis zu Wort. "Es ist viel besser, jetzt in Migration zu investieren, als in ein paar Jahren den vier- oder fünffachen Betrag wegen einer gescheiterten Integrationspolitik in die Hand nehmen zu müssen", machte Prof. Dr. Frederik von Harbou vom Fachbereich Sozialwesen der Ernst-Abbe-Hochschule in Jena deutlich. Respekt Coach Lubov Foos berichtete von ihrer Arbeit als "Demokratiebeauftragte" unter dem Dach der AWO Mitte-West-Thüringen an einer Jenaer Schule. Abdullah Saif Aldin ist seit Kurzem Migrationsberater beim AWO Kreisverband Erfurt und berichtete von seinen ersten Erfahrungen. Auch eine Kollegin vom Jugendmigrationsdienst der AWO Sonneberg kam zu Wort und unterstrich die Wichtigkeit der Migrationsberatungsstellen gerade dort, wo Rechtspopulismus immer mehr politischen Einfluss erhält.  

Wie arbeitet eine Migrationsberatungsstelle eigentlich? Die AWO Thüringen hat die Migrationsberater*innen Nadia Naji und Stefan Eckes der Migrationsberatung des AWO Regionalverbandes Mitte-West-Thüringen e. V. in Mühlhausen besucht und viel darüber erfahren (Video).

Im Anschluss kamen auf dem Podium die Erfurter Bundestagsabgeordnete Antje Tillmann, die Thüringer Ministerin für Migration, Justiz und Verbraucherschutz Doreen Denstädt, die Thüringer Landtagsabgeordnete und Extremismusexpertin Katharina König-Preuss und die Ausländerbeauftragte des Ilm-Kreises Daniela Mückenheim ins Gespräch. Auch Prof. von Harbou und  Abdullah Saif Aldin brachten ihre Expertisen mit ein. Deutlich wurde, dass die Informationsschnittstellen zwischen Bundes- und Landespolitik ausbaufähig sind.

Einigkeit: Kürzungen sind unverständlich

Auch die Haushaltsentwürfe von Bund und Land waren immer wieder Thema, ebenso die mangelhafte Digitalisierung und Erreichbarkeit vieler Ämter und Behörden, während und auch nach der Corona-Pandemie. Einig waren sich alle darin, dass in Zeiten von Kriegshandlungen auf dem ganzen Erdball Kürzungen im Bereich Migration unverständlich sind. Ministerin Denstädt merkte an, dass das Thema Migration auf Bundesebene intensiver bearbeitet werden müsse, die Schnittstellen zu den Ländern verbessert werden müssten und regte ein eigenes Ministerium für diesen Bereich an.

Übrigens: Auch der MDR hat unsere Veranstaltung besucht und am Vormittag in der Migrationsberatungsstelle unseres Kollegialverbandes Diakonie in Erfurt gedreht. 

Zurück